Aktiv werden gegen Einsamkeit

Du möchtest was gegen Einsamkeit tun? 

Kennst Du Menschen, die von ihrer Einsamkeit erzählen oder von denen du annimmst, dass sie einsam sein könnten? Bemerkst du, dass Kolleginnen oder Freunde, Bekannte oder Verwandte sich zurückziehen und immer weniger am sozialen Leben teilhaben? Dann hast du dich bestimmt auch schon einmal gefragt, was du gegen Einsamkeit tun kannst. 

In einer Zeit, in der soziale Isolation und das Gefühl der Vereinsamung zu einem wachsenden gesellschaftlichen Problem werden, zeigen wir Wege auf, wie menschliche Verbindungen gestärkt und durch empathisches Handeln neue Perspektiven geschaffen werden können.  

Bevor du loslegst: Reflektiere dich selbst! 

Warum möchtest du aktiv gegen Einsamkeit werden? Welche persönlichen Erfahrungen prägen deine Sicht auf Einsamkeit? Möchtest du gesellschaftliche Verantwortung übernehmen oder suchst du selbst nach neuen sozialen Kontakten? Gibt es vielleicht Erfahrungen aus deiner Vergangenheit, die dich sensibel für das Thema Einsamkeit machen? 

 Wenn du vor dem Handeln deine eigene Motivation geklärt hast, ist es für dich auch in herausfordernden Situationen möglich, adäquat zu handeln und durchzuhalten. Außerdem ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen und zu respektieren. Definiere, wie viel Zeit du realistisch investieren kannst, ohne dich selbst zu überfordern. Reflektiere ehrlich, mit welchen Situationen du gut umgehen kannst und welche dich emotional belasten würden. Ein nachhaltiges Engagement bedeutet auch, die Balance zwischen Hilfsbereitschaft und Selbstfürsorge zu bewahren. 

 Diese fünf Fragen sind vor Beginn deines Handelns gegen Einsamkeit wichtig: 

1. Wie viel Zeit kann ich realistisch investieren? 
2. Wo finde ich Unterstützung, wenn ich sie brauche? 
3. Wie erkenne und respektiere ich meine eigenen Grenzen? 
4. Was möchte ich mit meinem Engagement erreichen? 
5. Welche Gefühle erwarte ich durch meine Tätigkeit (positive und auch negative)? 

 Weitere wichtige Fragen zur Selbstreflexion findest du auch in unserer ergänzenden Broschüre unter diesem Link! 

Netzwerke und Kooperationen als Erfolgsfaktor 

Jeder achtsame Blick, jedes noch so kurze Gespräch oder jede kleine Einladung zu einer Tasse Kaffee oder Tee oder zu einem Spaziergang, jede kleine Geste der Wertschätzung kann dich persönlich mit anderen verbinden, dich und andere stärken und zugleich unsere Gesellschaft positiv verändern. 

Was jedoch nachhaltig einen Unterschied im Wirken gegen Einsamkeit macht, ist die Vernetzung mit anderen Menschen, Organisationen oder Vereinen. Schau dich an deinem Ort um. Gibt es Angebote von Wohlfahrtsorganisationen (Caritas, Diakonie, Malteser…), Kirche oder lokale Angebote in Stadtteilzentren, Pflegeeinrichtungen oder Jugendhäusern? Vielleicht kannst du ein bereits existierendes Angebot unterstützen oder mit einem lokalen Verein ein neues Projekt auf den Weg bringen? Oftmals bekommst du dort auch Unterstützung durch hauptamtliche Mitarbeitende, die dich auch in schwierigen Situationen unterstützen können. Manchmal kann auch psychologische Betreuung notwendig sein (z.B. wenn Einsamkeit sich zu Depression entwickelt), welche du durch ausgebildete Fachkräfte weitervermitteln kannst.  

Und außerdem bietet der Kontakt zu anderen Menschen, die ebenfalls was gegen Einsamkeit tun möchten, die Möglichkeit, neue Ideen zu entwickeln, sich auszutauschen oder sogar gemeinsame Projekte zu starten. Das kollektive Wissen einer Gruppe von Engagierten bietet wertvolle Unterstützung und neue Perspektiven für deine eigene Arbeit. 

Praxistipps für dein Engagement gegen Einsamkeit 

Menschen, die einsam sind, nehmen oft erstmal nur unterbewusst wahr, dass die Einsamkeit größer wird. Außerdem zeigt man sich verletzlich, wenn man über die eigene Einsamkeit spricht, weswegen viele Menschen es lieber verheimlichen. Daher ist es meistens wenig erfolgreich, offene Angebote „gegen Einsamkeit“ zu gestalten. Zielführender sind Angebote, die über gemeinsame Hobbies oder Interessen Anknüpfungspunkte schaffen und den Beziehungsaufbau erleichtern. Eine gewisse Regelmäßigkeit schafft dabei Struktur und Vorfreude. Folgende Plattformen und Ideen kannst du bei dir vor Ort finden oder umsetzen. 

Nutze digitale Plattformen, um dich mit anderen zu vernetzen oder auch Dienste an einsame Menschen zu empfehlen. Dazu gehören: 

• www.nebenan.de Deutschlands größte Nachbarschaftsplattform vermittelt lokale Kontakte und Hilfsangebote 

• https://silbernetz.org/ Telefonisches Hilfsangebot speziell für ältere Menschen mit täglichen Gesprächen und Freundschaftsdiensten 

• www.meetup.com Plattform für die verschiedensten Interessengruppen. Finde lokale Gruppen, Events und Aktivitäten in deiner Nähe 

• https://ruf-und-rat.de/ Unter diesem Link findest du sowohl Zugang zur Beratungsstelle der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie zur Telefonseelsorge 

• Spieletreffs am PC oder Smartphone – z.B. Montagsmaler über www.skribbl.io 

Generationsübergreifende Projekte – wie Jung und Alt voneinander profitieren: 

• Wohnen für Hilfe – Studierende leben kostengünstig bei Seniorinnen und Senioren gegen alltägliche Unterstützung bei Kochen, Einkauf, Putzen und mehr 

• Leih-Omas/Opas – Vermittlung von Ersatzgroßeltern an Familien 

• Mehrgenerationen-Gärten – gemeinsames Gärtnern schafft Begegnungsräume 

• Briefe aus Kindergärten, Schulen oder dem Büro an einsame Menschen – gesammelte Werke nach vorheriger Absprache im lokalen Seniorenheim abgeben, vielleicht entstehen daraus sogar Brieffreundschaften 

Lokale Nachbarschaftsinitiativen – Gemeinschaft im direkten Umfeld stärken 

• Nachbarschaftscafés – offene Treffpunkte mit günstigen Getränken/Speisen, z.B. Vesperkirchen, Mittagstische, Seniorennachmittage oder Eltern-Treffs 

• Repair-Cafés – gemeinsames Reparieren von Alltagsgegenständen, Fahrrädern… fördern den Austausch 

• offene Bücherschränke – kostenfreier Buchaustausch schafft Begegnungsorte im öffentlichen Raum 

• Stadtteiltreffs/-feste – gemeinsame Spaziergänge, religiöse oder kulturelle Feste, Flohmärkte, Wochenmärkte, lange Tafeln, Adventsfenster 

Kunst, Kultur und Sport als Brückenbauer 

• Offenes Singen für alle, z.B. beim Musikwerk Stuttgart unter https://musikwerk-stuttgart.de/offener-chor/ 

• Straßensportturniere, z.B. ein offenes Fußballturnier oder Sport im Park Angebot 

• Theaterarbeit mit altersgemischten Ensembles, z.B. das Theater der Generationen in Reutlingen 

• Gemeinsame Besuche in Heimatmuseen, Schmieden oder Backhäusern 

• Fahrgemeinschaften zu kulturellen Veranstaltungen organisieren 

• Geführte Wanderungen für Gleichgesinnte 

Diese Sammlung stellt eine kleine Auswahl an Möglichkeiten dar, wie du aktiv was gegen Einsamkeit tun kannst. Weitere Informationen findest du in unserer Broschüre zum Thema! 

 Wie du selbst aktiv was gegen Einsamkeit tun kannst – unsere Handlungsempfehlungen 

1. Informiere dich über kommunale Plattformen und Zeitschriften (z.B. Amtsblätter) über Vereine, Wohlfahrtsverbände und deren Angebote 
2. Starte klein: Besuche ein offenes Treffen in deiner Nachbarschaft oder melde dich bei einem digitalen Format an. Verschaffe dir einen Überblick über die Situationen in deiner Gegend 
3. Unterstützen: Spende Zeit (oder auch Geld) an bestehende Initiativen – kleine Beiträge bewirken oft Großes und verbinden dich mit dem sozialen Netz vor Ort 
4. Selbst gründen: initiiere allein oder mit anderen eigene Projekte, wenn du bei dir vor Ort ein Angebot vermisst und etwas Neues aufbauen möchtest 

 Du möchtest tiefer in das Thema einsteigen? Dann schau in unsere Broschüre “Praxistipps: Ehrenamtliches Engagement für und mit einsamen Menschen”